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Achtsamkeit meint, zur „Besinnung“ zu kommen, ungeteilt aufmerksam, wie ein Kind, das im Spiel versunken (aber doch hellwach) ist. Mit einer Attitüde der Akzeptanz. Schon William James sah in diesem Zustand – der Kombination von intentional gerichteter Konzentration und dem aktiven Beibehalten der Aufmerksamkeit – nicht weniger als die Manifestation des „freien Willens“.
Achtsamkeit verändert die Hardware (z.B. das Gehirn), mit der Zeit. Hier wird Erlebtes zu Erlerntem, Erlerntes stabilisiert, der Arbeitsspeicher von „Ballast befreit“, Aufmerksamkeit reguliert. So kann sie ein Mittel zur Stressreduktion werden – „Effizienzgewinne“ inklusive. Doch will ‚ich‘ das? Was ist mit der Einbettung in eine Ethik, was mit der Freiheit, auch gestresst sein zu dürfen? Über die philosophischen, politischen und sozialwissenschaftlichen Aspekte einer Praxis, die darauf ausgerichtet ist, zu akzeptieren statt zu kämpfen (oder zu fliehen), wurde vorgetragen und diskutiert. Geht es um einen Rückzug ins Private? Wer „profitiert“ von Meditation und Achtsamkeit, dem Handeln oder Nichthandeln?
Jon Kabat-Zinn ist emeritierter Professor an der University of Massachusetts Medical School in Worcester und unterrichtet Achtsamkeitsmeditation, um Menschen zu helfen, besser mit Stress, Angst und Krankheiten umgehen zu können.
Während seines Berufslebens hat er sich stark dafür engagiert, die Achtsamkeitspraxis in Medizin und Gesellschaft bekannt zu machen und zu etablieren. Kabat-Zinn hat Beiträge zu einem modernen Gesundheitswesen geleistet und sich dabei sowohl in seiner Forschung wie in der Lehre auf die Zusammenhänge von körperlichen Vorgängen und geistigen Aktivitäten konzentriert.
Prof. (apl.) Dr. Christine Kühner, forscht seit Jahren über die Schattenseite des menschlichen Denkens – Rumination (Grübeln): Gelegentlich sind unsere Gedanken nicht nur unproduktiv, sie können sogar unserem Wohlbefinden schaden und uns bei wichtigen Herausforderungen des Alltags im Wege stehen.
Mit unseren Gedanken verfahren wir gelegentlich wie Kühe mit ihrer Nahrung. Kühe verdauen mehrfach: Um auch die hartnäckige Zellulose zu zerlegen, würgen sie in Ruhephasen die Nahrung nochmals in die Mundhöhle, um darauf herumzukauen. „Rumination“, den biologischen Fachbegriff für das Wiederkäuen, haben klinische PsychologInnen als Fachbegriff für das menschliche Grübeln über Unglück, Pech oder Missgeschicke übernommen. Beim Ruminieren werden Situationen aus der Vergangenheit mehrfach wachgerufen, man brütet über Dinge, die schief gelaufen sind, und denkt lange über eigene Schwächen nach.
Ruminatives Grübeln gilt als bedeutsamer kognitiver Risikofaktor für die Entstehung und den Verlauf depressiver Störungen. Experimentelle Arbeiten zeigen, dass ein ruminativer Selbstfokus negative Verstimmung verlängert und dysfunktionale Kognitionen verstärkt, während ein achtsamer Selbstfokus gegenläufige Effekte hat.
Wie kann man dem GRÜBELN im Alltag entgegen wirken? Entcheiden Sie sich bewusst für positive Erlebnisse und Emotionen, denn diese reduzieren Stress und Anspannung. Sie machen uns kreativer und erhöhen unsere Kapazität fürs Lernen. Wir sind dann einfach leistungsfähiger. Es genügt schon, vor einer schwierigen Aufgabe an etwas Schönes zu denken oder sich nach einem schwierigen Gespräch mit einer freundlichen und von Herzen kommenden Kommentar zu verabschieden.
In erfolgreichen Teams gibt es mehr positive als negative Emotionen. Die Wissenschaftler Marcial Losada und Barbara Fredrickson errechneten sogar ein angeblich ideales Verhältnis aus Positivität und Negativität. Demnach brauchen MitarbeiterInnen für jede negative Erfahrung (z.B. Kritik, Misserfolge, nervige Kunden) drei positive Erfahrungen (z.B. Lob, Humor, Anerkennung) um gute Leistungen bringen zu können.
Prof. Dr. Tania Singer, Direktorin der Abteilung Soziale Neurowissenschaft am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig ist überzeugt, dass Menschen in der Wirtschaft, die ein Training für Mitgefühl machen, in der Folge anders entscheiden und anders handeln werden. Entweder sie ändern daraufhin ihr Verhalten und womöglich die ganze Firma, oder sie verlassen die Firma. Wenn immer mehr Manager, CEOs und Vorstandsvorsitzende Mitgefühl lernen, wird das die Wirtschaft revolutionär verändern, in Richtung einer „Caring Economy„.
Unser Tipp für mehr Achtsamkeit im Alltag:
Integrieren Sie so oft als möglich achtsame Momente in Ihren Alltag. Oft genügt es eine Tätigkeit für 2 bis 3 Minuten achtsam zu verrichten – probieren Sie es aus. Wissenschaftliche Studien und Erfahrungen zeigen, dass es wirkt und Sie unterstützt.